Im Unterschied zu den häufigen Entitäten Prostata, Lunge oder Kolon ist das Peniskarzinom als seltene Tumorerkrankung in der Öffentlichkeit kaum präsent. Dies führt neben mangelnder Kenntnisse über Präventionsmaßnahmen auch zu limitierten Möglichkeiten für die Erforschung neuer therapeutischer Maßnahmen.
Um diese seltene Erkrankung in den Fokus zu rücken, hat eine Forschergruppe gemeinsam mit den klinischen Krebsregistern die Inzidenz, klinischen Merkmale, Behandlungsoptionen und das relative Überleben beim Peniskarzinom in Sachsen untersucht. In die Analysen gingen 898 in den vier klinischen Krebsregistern dokumentierte Fälle ein, deren Diagnose in die Jahre 2000 bis 2018 fiel.
Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass die standardisierte Inzidenzrate im Untersuchungszeitraum von 0,86 im Jahr 2000 auf 2,67 im Jahr 2018 angestiegen ist. Etwas mehr als ein Drittel der Fälle (35,3 %) wurde in das UICC-Stadium I eingruppiert, in 6,7 % lag ein Stadium IV vor. Die vorherrschende Therapie war in 78,3 % der Fälle die Operation. Zwar überwog insgesamt der Anteil der (partiellen und totalen) Amputationen, allerdings stieg in den frühen Stadien der Anteil der organerhaltenden Operationen über die Zeit an. In den fortgeschritteneren Stadien III und IV wurde bei einem zunehmenden Anteil der Tumore zusätzlich eine Chemotherapie und/oder Strahlentherapie durchgeführt. Die relative 5-Jahres-Gesamtüberlebensrate betrug 74,7 % und reichte von 108,0 % (Stadium 0) bis 17,1 % (Stadium IV). Insgesamt wurden in 29 sächsischen Krankenhäusern Tumoroperationen durchgeführt. Überlebensunterschiede zwischen Kliniken mit höherer vs. niedrigerer Fallzahl (Cut-off: 4 Resektionen pro Jahr) wurden nicht gefunden, allerdings waren die Fallzahlen teilweise sehr gering.
Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die Vielzahl der in den Krebsregistern erfassten klinischen und epidemiologischen Variablen eine sichere Einschätzung des Krebsgeschehens, auch bei seltenen Erkrankungen, und eine transparente Abbildung der Behandlungsqualität ermöglicht.
Der vollständige Artikel ist im Oktober 2021 in der Zeitschrift Urologia Internationalis erschienen:
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